Sonntag, 5. November 2023

Die Fähigkeit der Stunde: Krisenkompetenz
Von Milosz Matuschek

Joe Rogan hat vor kurzem mit Elon Musk ein Interview geführt, in dem sich der Eigentümer von Twitter & Tesla sehr freimütig zur Lage der Welt äußert. Musk nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, wenn er sagt, dass sich die Welt gerade in den Händen eines Todeskults befindet, also von ideologischen Interessengruppen in Richtung Bevölkerungsreduktion, Bevölkerungskollaps und Nivellierung des Menschen getrieben wird.

Krisen sind wie Säure

Die nie endende Abfolge von Krisen ist der Motor der Zerstörung des Bestehenden, der nie ausgehen darf. Denn Krisen sind ein ideales Lösungsmittel für Ordnung, Werte und Institutionen. Krisen zersetzen das Bestehende wie Säure. Wer das Alte loswerden will, der wirft es in Zeiten von selbstfabriziertem Chaos einfach vor den Bus, um dann mit eigenen, selbstgefälligen Lösungen um die Ecke zu kommen. Dem Bürger soll dabei vor lauter Krisen-Karussell so schwindlig werden, dass er alles mit sich machen lässt, um bloß die Krise zu überstehen. Doch dann kommt ja schon die nächste. Für die „Zeremonienmeister des Zerfalls“ in den Medien ist deshalb vor allem eine Frage relevant: „Glaubst du uns? Glaubst du das, was wir dir über Klima, Corona, Migration oder Krieg erzählen?“ Kein Systemwechsel ohne Aufteilung in Gläubige und Ketzer. Die Gläubigen sind wichtig, sie tragen die Kollaps-Doktrin in die Welt, sind also der Vertriebsweg der Angst. Die Ketzer sind der Feind, der aufs Schärfste bekämpft werden muss und den jede Machtergreifung braucht.
Macht hat, wer über das Krisen-Narrativ bestimmt. Da Aufklärungsarbeit zu dem Schluss kommen könnte, dass das Krisen-Narrativ falsch war, darf es sie unter keinen Umständen geben.

Krisen sind auch Verbindungsstücke

Das Karussell der Krisen hat für die Macher einen zuerst angenehmen, aber am Ende verheerenden Nebeneffekt. Angenehm ist, dass sich mit jeder neuen Krise das Protestkollektiv der alten Krise ein stückweit spalten lässt. Wer bei Corona ähnlicher Meinung war, muss es nicht bei Ukraine-Russland oder Israel-Palästina sein.


Verheerend für die Krisenmacher ist jedoch, dass mit der Dauerabfolge der Krisen dieses Muster der Spaltung immer offensichtlicher wird. Krisen sind, so widersprüchlich es auch sein mag, am Ende beides: Lösungsmittel und Verbindungsstücke. In Zeiten der Polykrise ist dies die wohl größte Herausforderung: Sich nicht in die Schützengräben der aktuellen oder nächsten Krise einmauern lassen, um so nach dem Drehbuch der Spalter zu spielen. Die Spalter wünschen sich nichts sehnlicher als unzählige kleine Protestkollektive, die sich gegenseitig bekriegen. Doch sie übersehen, dass am Ende der wirksamste Block gegen die Krisenverursacher nicht der Protest-Block sein wird, sondern der Block des konstruktiven Widerstands, also ein Netzwerk der Hilfe zur Selbsthilfe der Krisenbetroffenen. Die Dauerkrisen kann der Einzelne nur schwer verhindern. Doch er kann zu einem gewissen Maße beeinflussen, wie stark sie ihn selbst treffen.
Wenn sich der Mensch an seiner Herdeneigenschaft packen lässt, ist er verloren. Wenn er jedoch seine Fähigkeit zur Kooperation in den Mittelpunkt stellt, kann er nur gewinnen.