Dienstag, 3. Mai 2016

Zur TTIP-Offenbarung in Berlin

Ja, wir leben in bewegten Zeiten! Aber die Zeiten, in denen wir mit Mondlande- und anderen Lügen abgefertigt wurden, sind vorbei. Man kann eben nicht mehr alles unter den Teppich kehren und schnell mal bei Nacht und Nebel TTIP durch das Europaparlament winken. Durch die Greenpeace-Enthüllungen sind nun Einzelheiten ans Licht gekommen, die im Grunde schon lange bekannt waren, aber nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt hätten. Nun wurden sie gleich in großen Lettern auf den Reichstag projiziert. Eine klasse Idee, die zeigen soll, wir lassen uns nicht völlig verarschen.
Und da das Kind erst mal in den Brunnen gefallen ist, wurde prompt auf allen Kanälen verkündet, nein, man hätte niemals zugelassen, dass europäische Standards verletzt würden. Andererseits wird zugegeben, dass der Lobbydruck der Amerikaner immens groß sei, ungebrochen groß. Wenn TTIP nicht von Seiten einiger Weniger an die große Glocke gehängt worden wäre, dann hätte man ’s samt Genfleisch und Privatgerichten durchgewunken. Hermetisch abgeriegelt hinter verschlossenen Türen. Aber immerhin, ein erster Teilerfolg ist errungen. TTIP muss neu verhandelt werden.

Freitag, 18. September 2015

Zur Flüchtlingskrise

Man muss sich das mal vor Augen halten: Da reagieren Banker in Bruchteilen von Sekunden auf Kursschwankungen an der Börse, aber Europa ist nicht in der Lage, innerhalb von Monaten auf die Flüchtlingskrise angemessen zu reagieren. Stattdessen schotten sich einzelne Staaten ab, errichten Stacheldrahtzäune gegen die Flüchtlinge und stecken sie ins Gefängnis. Das kommt dabei raus, wenn Politik nicht das leistet, was sie eigentlich leisten soll, nämlich menschliches Zusammenleben in der Ganzheit zu regeln.
Toll, dass Angela Merkel, die begnadete Mikadospielerin, die immer erst abwartet, bis das vorletzte Holzstäbchen gefallen ist, dann doch noch den Mut gehabt hat, ihrer Rolle als Mutti der Kompanie Deutschland gerecht zu werden. Und auf einmal sind die Deutschen von schnauzbärtigen Hitlerkarikaturen (Merkel) und stahlharten Finanzfuzzis (Schäuble) mutiert zu einem Hippie-Volk um Mutti Teresa (Angela), was noch vor ein paar Monaten niemand geglaubt hätte. Schon gar nicht, als im Land die Asylheime brannten und die Nazis ihr Unwesen trieben (Goethe hatte also recht, als er Mephisto die Worte in den Mund legte, ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft).
Mit dem Flüchtlingsproblem ist es so ähnlich wie mit PEGIDA. Wer gegen die Armen auf die Straße geht oder glaubt, sie würden uns unseren Wohlstand wegnehmen, der geht nicht gegen die Reichen vor, nicht gegen die, die uns unseren bescheidenen Wohlstand tatsächlich wegnehmen. Dadurch, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird und wir mehr und mehr zum Spielball der Superreichen und ihrer Lobbyistenverbände werden (gegen die errichtet niemand Zäune, ganz im Gegenteil – die werden in Brüssel und Washington hofiert und wenn ein paar bewusste Zeitgenossen nicht aufgepasst hätten, hätten wir schon längst privatisiertes Wasser und private Schiedsgerichte zur Durchsetzung ihrer Profitinteressen). Und während ganz Europa mit dem Flüchtlingsproblem zu kämpfen hat, können die Reichen in aller Ruhe ihr Finanzimperium ausbauen. Niemand – oder besser, fast niemand – hindert sie daran, weil alle – fast alle – mit den Ängsten vor den Armen beschäftigt sind. Besser könnte es für die Reichen und Mächtigen dieser Welt gar nicht laufen. Der IS, Syrien, der Irak und Afghanistan sind nur Auswüchse einer skrupellosen Politik, die aus Gründen milliardenschwerer Geldgeschäfte vom Westen – allen voran den USA* –, aber auch von Russland betrieben wurde. Über Jahrzehnte hat man diese Länder gezielt destabilisiert, hat mit korrupten Machthabern und Splittergruppen Geschäfte gemacht und diese Regionen ausgebeutet (was heißt hat, das ist im Grunde immer noch so). Man denke nur an die ganz großen Deals. Die, die auf diesem Planeten die meisten Gewinne abwerfen ... Öl, Drogen, “Rüstungsgüter“.
Und nun flüchten die Armen, ertrinken im Mittelmeer und halten Europa auf Trab, sodass die Eliten weiter ihre Geschäfte machen, ohne dass das irgendjemanden interessiert, geschweige denn, dass irgendwas dagegen unternommen wird. So funktioniert moderner Massenkapitalismus. Die Flüchtlingskrise ist hausgemacht und im Grunde längst überfällig, so wie die Finanzkrise 2008 überfällig war.
Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner? Hier: Wenn wir die Flüchtlingskrise nicht als lästigen Auswuchs ansehen, den wir am liebsten operativ entfernen möchten, dann sollten wir uns darauf einstellen und die Zuwanderung als Chance sehen. Sicher, unser Land wird sich dadurch verändern. Aber auch Amerika war einst ein Land der Einwanderer und hat gerade deshalb Großes vollbracht. Warum also sollten wir vor den Migranten Angst haben. Oder hat irgendjemand vor der Fußball-Nationalmannschaft Angst? Wohl kaum. Deutschland ist ja 2014 Weltmeister geworden.

P.S.: Ich behalte meinen Originalartikel ganz bewusst in meinem Blog, um zu zeigen, wie sich unser Verstand täuschen lässt (auch ich hatte zunächst nur die Auswirkungen von etwas betrachtet, ohne dass mir die wahren Hintergründe bekannt waren).
Um die Flüchtlingskrise zu verstehen und sich ein Bild davon zu machen, was wirklich abläuft, müssen wir uns den ersten Lehrsatz internationaler Politik ins Bewusstsein rufen. Der lautet, nichts geschieht durch Zufall auf der Welt! Selbst wenn wir den Eindruck haben, irgendetwas geschehe jetzt gerade zufällig, so ist dieser Eindruck falsch. Bezogen auf die Flüchtlingskrise heißt das, dass es große geopolitische Interessen gab und gibt, die hinter dieser Krise stehen, die sie nutzen und mit finanziellen und menschliche Ressourcen unterstützen.
Zunächst las ich, dass die internationalen Schlepperbanden von den USA finanziert werden und schließlich erfuhr ich, dass Migration nichts anderes ist, als ein geopolitisches Machtinstrument. Bezogen auf Deutschland heißt das, man initiiert einfach eine Replacement Migration, also eine austauschende Einwanderung, die, wenn alles nach Plan verläuft, dazu führen wird, dass unser Land unterwandert wird (was übrigens auf Vorschlag der Vereinten Nationen geschieht, die wiederum von den Machteliten der Vereinigten Staaten unterwandert sind). Das geht so vonstatten, dass gezielt Migranten aus dem islamischen Raum ins Land geschleust werden. Dort werden sie mit allen sozialen Fördermitteln ausgestattet und integriert (wogegen ja grundsätzlich nichts einzuwenden wäre, denn Deutschland ist ein reiches Land, also warum sollte man Flüchtlingen keine neue Heimat bieten). Doch sieht man genauer hin, dann erweist sich dieses Vorgehen als Trojanisches Pferd. Denn islamische Familien haben im Gegensatz zu den deutschen, die im Durchschnitt ein Kind haben, fünf bis sechs Kinder. Das hat zur Folge, dass sich die Zahl der Islamisten (die offiziellen Zahlen sind auf Anweisung von oben[1] sowieso gefälscht) in wenigen Jahren versechsfachen wird. Dann wird die Hälfte aller deutschen Frauen Kopftuch tragen und der Islam wird tatsächlich zu Deutschland gehören (Merkel hatte 2015 gesagt, der Islam gehöre zu Deutschland, was ein Riesenunterschied ist zu dem Originalsatz von Wulff, der fünf Jahre zuvor gesagt hatte, der Islam gehöre auch zu Deutschland). Seit Merkels Satz erhebt sich die Frage, auf welcher Gehaltsliste die Bundeskanzlerin noch steht. Das heißt, wenn ein Land gezielt Maßnahmen ergreift, die gegen das eigene Wohl gerichtet sind, dann stimmt irgendetwas nicht. Wenn die Bundesregierung im Interesse der CIA die Festnahme von Anis Amri verhinderte und damit eigene Landsleute opferte, dann muss man sich schon fragen, ob Deutschland überhaupt souverän ist (dass internationaler Terrorismus ein geostrategisches Instrument ist, will ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen).




[1] Mit oben ist hier die CIA gemeint, die als zentrale Intelligenzagentur durchaus über die Sozialisation von Muslimen Bescheid weiß.

* Deswegen hat die Regierung Venezuelas gleich mal ein Einreiseverbot gegen den früheren US-Präsidenten George W. Bush und andere prominente US-Politiker verhängt. Auch Ex-Vizepräsident Dick Cheney, der ehemalige CIA-Chef George Tenet und mehrere Kongressmitglieder stehen auf der Liste. Als offizieller Grund hierfür wird laut AFP (Agence France-Presse) der Terrorismus der besagten Personen im Nahen Osten genannt.)

Montag, 1. Juni 2015

Zum FIFA-Skandal 2015

Im Grunde offenbart der neuerliche FIFA-Skandal nur das, was eh schon seit Jahrzehnten klar war. So, wie lange vor Snowden klar war, dass wir abgehört und ausspioniert werden. Und so, wie wir uns unsere Smartphones nicht wegnehmen lassen, lassen wir uns auch den Fußball nicht wegnehmen. Lieber tanzen wir weiter nach der Pfeife derer, die uns unser modernes Leben mit so schönen Dingen wie Internet und Fußball versüßen, und gehen zur Tagesordnung über. Vielleicht in der Hoffnung, dass durch die Ermittlungen gegen namhafte FIFA-Funktionäre doch irgendwann eine Reform der FIFA in Gang kommt – aus sich selbst heraus. So, wie wir weiter hoffen dürfen, dass die NSA reformiert wird und dass von Washington und Brüssel aus eine Reform des weltweiten Finanzmarkts stattfindet. Doch sowohl das eine als auch das andere wird nicht stattfinden, wenn wir uns keine politischen Regelungsmechanismen auferlegen. Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass dies gelingt, zeigt die Wiederwahl Sepp Platters. Noch nie war Lobbyismus so weit verbreitet und erfolgreich wie heute, weil er inzwischen globale Dimensionen angenommen hat. Unter den verhafteten Sportfunktionären sind Weiße, Schwarze und Gelbe und die menschlichen Charaktereigenschaften haben sich seit Jahrtausenden nicht geändert, erst recht nicht bei denen, die an den Hebeln der Macht sitzen. Es sind immer die gleichen Typen. Soll das FBI doch gleich gegen alle ermitteln. Gegen die Lobbyisten in Washington, Peking und Brüssel, gegen die globalen Spielkasinobetreiber, gegen die Ratingagenturen und Steueroasen ... Die Liste hätte kein Ende.
Doch würden wir ernsthaft auf die Fußball-WM in Russland verzichten, auf unsere Smartphones oder gar das Internet? Wohl kaum. Und solange es nicht Menschen gibt, die den Schneid haben, zu sagen, da machen wir nicht mit, wird alles beim Alten bleiben. Dann werden im Namen des Weltfußballs Verträge formuliert, mit denen gegebenenfalls die Arbeitnehmerrechte außer Kraft gesetzt werden und durch die tausende Arbeiter in Katar beim Bau der Sportstätten vor die Hunde gehen. Wen interessiert das wirklich? Der massen-kapitalistische Hund, der seinen eigenen Schwanz jagt, kennt keine Moral. Nur eines ist schon jetzt klar wie das Amen in der Kirche: Wir werden – sofern wir da noch leben – das Spiel der deutschen Mannschaft in Russland und Katar bejubeln. Und wer weiß, vielleicht wird Deutschland 2022 ja wieder Weltmeister.

Sonntag, 15. Februar 2015

Tsipras – Erlöser oder Schreckgespenst?

Das, was gerade in Griechenland passiert, macht Mut! Oder anders: Wäre das, was gerade in Griechenland passiert, nicht passiert, dann wär' das ein weiteres Armutszeugnis gewesen für das, was Politik im Wesen ausmacht. Denn Aufgabe von Politik ist ja, in erster Linie die Interessen eines Landes zu vertreten und damit die Interessen seiner Bürger. Vereinfacht ausgedrückt könnte man die momentane Situation in Griechenland vergleichen mit der Situation in einer Familie – denn Menschen und Staaten verhalten sich ähnlich –, in der einer der Söhne zu einem Jurastudium verdonnert wurde, nur weil der Vater als oberste Autorität das so wollte. Obwohl der Sohn ganz andere Interessen hat, muss er das Studium größtenteils selbst finanzieren – durch Nebenjobs. Eine Zeit lang wird er versuchen, die Erwartungen des Vaters zu erfüllen, doch dabei wird er immer unglücklicher und kränker, bis er schließlich das Studium hinschmeißt und sich aus dem Würgegriff der familiären Konventionen befreit. Doch schwer krank und demoralisiert kommt er so schnell nicht wieder auf die Beine – die Mutter kümmert sich vorerst um ihn.
Nichts anderes ist gerade in Griechenland geschehen. Tsipras – die Mutter – hat eingesehen, dass das arg gebeutelte Volk – also der schwer kranke Sohn – so vor die Hunde gehen würde (welche Mutter würde das zulassen?) und hat ihm umgehend Heilung zukommen lassen, in Form von kostenlosen Lebensmitteln und Energie, dadurch, dass das Taschengeld angehoben wurde (Mindestlohn) und steuerliche Vergünstigungen der Eltern jetzt direkt in die Ausbildungskosten der Kinder einfließen (Vorteile für Minister und Abgeordnete werden gestrichen). Auch soll die Kommunikation in der Familie wieder stattfinden (das staatliche Fernsehen wird wiedereröffnet), was der Vater unterbunden hatte (was von der konservativen Vorgängerregierung aus Kostengründen abgeschaltet worden war) und Gelder des Vaters, die aus illegalen Geldwäschegeschäften stammen, sollen von nun an für die Ausbildungsfinanzierung verwendet werden (sprich: Kampf gegen Korruption und Steuersünder durch Aufdeckung von Auslandsguthaben). Zudem soll das Familienbudget in Zukunft offengelegt werden (öffentliche Aufträge werden auf Korruption hin untersucht).
Den Griechen wäre es nur zu wünschen, dass das Tsipras-Märchen wahr wird – Wolfgang Schäuble wird es eh nicht beruhigen –, denn immerhin ist der Traum eines ganzen Volkes, sich durch gewählte Volksvertreter aus dem Würgegriff der Finanzjongleure befreien zu können, erst einmal wahr geworden.

Sonntag, 4. Januar 2015

Zu PEGIDA & Co.


Wenn ich zu den Mächtigen dieser Welt gehören würde und mit am runden Tisch säße von NSA, Hochfinanz- und Lobbyistenverbänden, dann käme ich in Anbetracht von Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) und Anti-Pegida vor Lachen nicht mehr in den Schlaf. Ich würde mich köstlich darüber amüsieren, wie leicht es ist, Menschen zu manipulieren, sie vom eigentlichen Geschehen abzulenken und ihnen Sündenböcke einzureden, ganz gleich, ob das nun die Juden waren, die Griechen oder – wie im Falle des Abschneidens der Brasilianer bei der Fußball-WM 2014 – Fred, der in Anbetracht des kollektiven Versagens der eigenen Mannschaft zum Sündenbock gestempelt und konsequent ausgepfiffen wurde – auch noch beim Stand von 0:6! Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Da gehen Menschen gegen die Schwächsten der Gesellschaft auf die Straße. Gegen die, die nie etwas anderes besaßen als ihren Hass auf die Amerikaner und den Westen (wir fragen nicht, warum das so ist, sondern wollen nur dieses Symptom bekämpfen). Die Pegida-Leute gehen nicht gegen Lobbyisten- und Bankenmacht auf die Straße. Nicht, um gegen die ständig zunehmende Schere zwischen Arm und Reich zu protestieren (was den Zusammenhalt unserer Gesellschaften zerstört), nicht, um sich für eine gerechtere und verantwortungsvollere Verteilung des Wohlstands unserer Nationen einzusetzen und dafür, dass natürliche Ressourcen nicht weiter hemmungslos ausgebeutet werden. Nein, sie gehen gegen die Ärmsten dieser Welt auf die Straße, weil sie Angst haben, sie könnten ihnen ihren Reichtum nehmen. Wenn ich zu den Superreichen dieser Welt gehören würde, dann würde ich jeden Tag zu irgendeiner Pegida-Demonstration aufrufen, so wie jeden Tag irgendwo auf der Welt ein McDonald’s-Restaurant eröffnet wird.

Nachtrag vom 18. März 2017:

Angeregt durch zwei Jahre Realpolitik, die seit Erscheinen meines Pegida-Artikels ins Land gegangen sind, und durch ein Ereignis, das mir sehr zu denken gegeben hat, nämlich der plötzliche Tod des Publizisten Udo Ulfkotte, der ja ein ausgesprochener Islam-Kenner war, muss ich meine Gedanken vom 04. Januar 2015 relativieren.
Ich habe seinerzeit den Einfluss der Muslimbruderschaft unterschätzt und hielt das Phänomen des radikalen Islamismus in Europa für nicht real. Das sehe ich inzwischen anders. Denn wenn man versucht, alles, was in Europa geschieht, im Zusammenhang zu betrachten, fällt auf, dass alle Ereignisse der letzten Jahre (Flüchtlingskrise, Brexit, Islamisierung) nur einem Zweck dienten, nämlich Europa zu schwächen und zu destabilisieren. Wer könnte daran ein Interesse haben? Der böse Putin? Vielleicht. Aber er verfügt nicht über die größten und teuersten Geheimdienste der Welt ... Von daher kann der erste Teil meines Pegida-Artikels ruhig bestehen bleiben. Die Mächtigen dieser Welt amüsieren sich köstlich ... Weil sie wissen, dass wir nicht herausfinden können, dass die Drohne, die eine Gruppe Journalisten in Afghanistan niederstreckt, von Rammstein aus gesteuert war. Dass ISIS-Kämpfer oder radikale Moslems gedeckt wurden, indem man sie gewähren ließ, weil man damit höhere Ziele verfolgte. Weil diejenigen, die das für Verschwörungstheorien halten, sich sogar noch darüber lustig machen, wenn einer wie Ulfkotte vorzeitig abtreten musste ...

P.S.: Letzteres erinnert stark an Platons Höhlengleichnis, das genau dieses menschliche Erkenntnis-Dilemma aufs Korn nimmt. Der erste Teil bezieht sich auf das Nicht-Erkennen-Können, der zweite Teil auf das Nicht-Erkennen-Wollen. Denn als derjenige, der aus der Höhle ausgebrochen ist (in der die anderen angekettet sind und immer nur die Schatten an der Wand sehen), zurückkehrt, um ihnen die Wahrheit zu erzählen, ist das so erschreckend, dass sie ihn erschlagen.

Mittwoch, 12. November 2014

Zur Ukraine-Krise


Wir leben in einer Welt, deren Geschicke zunehmend von Geheimdiensten und Undercover-Aktionen bestimmt werden. Das macht es für Otto Normalverbraucher umso schwerer zu erkennen, wer die Guten und wer die eigentlichen Schurken sind. Hinzu kommt, dass das, was über die Medien verbreitet wird, sehr viel mit vorgefertigten Kaffeetabs zu tun hat. Wir verkonsumieren sie bereitwillig aus Bequemlichkeitsgründen und gießen immer wieder heißes Wasser auf.
Was Russland betrifft, so war ich nie ein Freund von Putin. Dementsprechend ließ ich mich im Ukraine-Konflikt zunächst vom Mainstream leiten. Es entrüstete mich zu hören, dass der pro-russische Janukowitsch auf die eigenen Leute schießen ließ. Doch wenig später kandidierte ich für die BüSo, die Bürgerrechtsbewegung Solidarität, und lernte durch deren Vorsitzende Helga Zepp-Larouche (die sich seit Jahrzehnten für die Neue Seidenstraße, eine Verkehrsverbindung von China nach Europa einsetzt und oft gesehener Gast im russischen und chinesischen Fernsehen ist) eine ganz andere Sichtweise kennen dahingehend, dass eine NATO-Osterweiterung bis vor die Türe Putins durchaus Verständnis für die russische Seite angesichts der Krim-Krise zur Folge hatte. Bei einer BüSo-Wahlveranstaltung lernte ich schließlich eine Ukrainerin kennen, die mir erzählte, was ich schon geahnt hatte, nämlich dass Janukowitsch nicht von den Maidan-Leuten abgesetzt wurde, sondern mit Unterstützung der Amerikaner und des Westens (wer die Scharfschützen auf dem Maidan waren, woher sie kamen und von wem sie bezahlt wurden, liegt bis heute im Dunkeln). Die Leute, die jetzt in der Ukraine das Sagen hätten, seien Faschisten, die aus allen Regionen – auch aus Deutschland – zusammengetrommelt würden.
Inzwischen ist die Ukraine zu einem Tummelplatz von radikalen nationalistischen Kräften geworden. Auch die Amerikaner mischen kräftig mit, in Gestalt einer privaten Söldner-Armee namens Academi (ehemals Blackwater), die in der Ost-Ukraine an der Seite der Regierungstruppen kämpft. Von daher ist der Konflikt zu keiner Zeit nur ein Konflikt zwischen Russland und der Ukraine gewesen, wie man uns weismachen will, sondern er wurde geostrategisch geschürt. Man könnte auch sagen, er ist ein Konflikt zwischen dem bankrotten westlichen Finanz- und Wirtschaftssystems (allen voran die Amerikaner und Briten) und dem aufstrebenden Reich der Mitte, das inzwischen auch Länder wie Indien, Brasilien, Russland und Südafrika zu einem neuen Staatenbund vereint – den sogenannten BRICS-Staaten. Wobei die westliche Blockade- und Sanktionspolitik gegenüber Russland weiter zur Festigung dieses Staatenbundes beiträgt (sie trifft sowieso nur die mittelständischen Unternehmen im eigenen Land, in Polen und anderswo, nicht die Hardliner in London, Washington oder Brüssel). Ein solches Verhalten ist nicht nur unverständlich und kurzsichtig, sondern – was viel gefährlicher ist – ebenso kriegstreiberisch und unverantwortlich! Nichts anderes sollten Gorbatschows mahnende Worte am 25. Jahrestag des Mauerfalls zum Ausdruck bringen.

Sonntag, 9. November 2014

25 Jahre Mauerfall


Dann schließlich am 9. November gegen 17 Uhr die Live-Übertragung der Pressekonferenz mit Günter Schabowski – jener Moment, der wenig später in die Weltgeschichte eingeht, so wie einst der legendäre Schuhschlag Nikita Chruschtschows auf das Rednerpult der UNO-Vollversammlung. Nur mit dem Unterschied, dass das, was Schabowski zu verkünden hatte, nicht mit Emphase vorgetragen wurde, sondern eher emotionslos, ganz beiläufig und abwesend, so wie seinerzeit Inspektor Columbo immer seine Widersacher zu irritieren pflegte – mit seinem Spruch: „Ach übrigens, ich hab da noch was ...“
Ganz in diesem Sinne also zog Schabowski kurz vor Ende der Pressekonferenz einen Zettel aus der Hosentasche ...

1. Zigaretten holen
2. Mauer öffnen

... und verkündet den erstaunten Journalisten, dass Westreisen jetzt für jedermann möglich seien. Auf die Zwischenfrage, wann denn diese Regelung in Kraft trete, sieht er nochmals auf seinem Zettel nach und meint dann, auf seinem Zettel würde kein Termin stehen, offenbar gelte sie ab sofort.
Was nun passierte, war unfassbar: Es passierte nämlich zunächst gar nichts. Es war so, als hätte plötzlich jemand bekannt gegeben, die Sonne würde nicht mehr im Osten aufgehen, sondern ab jetzt im Westen. Das war zu unglaublich um wahr zu sein! Für kurze Zeit herrschte so etwas wie eine kollektive Lähmung, eine Art Schockzustand, der erst verarbeitet werden wollte. Irgendwann gegen 21.30 Uhr kamen die ersten DDR-Bürger auf die Idee: Probieren geht über studieren und stürmten in den Westen. Und tatsächlich: sie werden durchgelassen; niemand hält sie auf. Noch sind es nur Hunderte, aber schon in der Nacht werden viele Grenzanlagen einfach überrannt; am Morgen darauf strömen tausende DDR-Bürger in den Westen. Die Mauer ist gefallen!
Die Bilder der Freude, die um die Welt gingen, sind bekannt: überall jubelnde Menschen. Menschen, die sich in den Armen liegen, schier endlose Autokarawanen vollgestopft mit grölenden DDR-Bürgern auf dem Weg in den Westen. Ganz gleich, was vorher war und was noch kommen würde, an diesem Tag waren die Deutschen ein Herz und eine Seele. Und nicht zuletzt hatte sich ein Traum erfüllt: eine friedliche Revolution!
Doch während die Regierungschefs beider deutscher Staaten, Helmut Kohl und Hans Modrow, feierlich das Brandenburger Tor durchschreiten, werden in Bukarest Massengräber ausgehoben. Die blutige Revolution gegen Ceausescu hat Tausenden Rumänen das Leben gekostet – ein bitterer Wermutstropfen der Geschichte. Aber was das Wunder der friedlichen Revolution in Deutschland anging, so wäre dies nie möglich gewesen ohne Gorbatschow, der gewissermaßen seinen Segen dazu gab. Zwar ist sein berühmter Satz

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben

nie so von ihm gesagt worden – sondern nur so ähnlich, ich glaube gegenüber Honecker anlässlich des 40. Jahrestages der DDR –, aber zumindest sinngemäß hatte er – Gorbatschow – den Nagel auf den Kopf getroffen.
(Auszug aus Wilder Osten - Geschichten aus der DDR)