Freitag, 11. Mai 2012

Farbe und Bewusstsein
In der Schweiz ist ein riesengroßes Gehirn nachgebaut worden, durch das man gehen kann, um nach dem Geist zu suchen. Wird man ihn finden? Wohl kaum. Denn Geist lässt sich nicht durch Geist finden, so wie man weißes Licht nicht inmitten von weißem Licht erkennen kann oder weiße Schrift auf weißem Papier.

Um das richtig zu verstehen, ist ein Gleichnis angebracht. (Gleichnisse sind Ausdrucksformen des analogen Denkens, das vertikal durch alle Seinsebenen geht und sich nicht nur horizontal auf einer Ebene bewegt.) Nehmen wir einmal das Phänomen der Farbe. Alle Dinge um uns herum sind farbig und es gibt Millionen von Farben. Doch im Grunde ist Farbe den Dingen nicht immanent, das heißt, die Dinge sind nicht von Natur aus grün, blau oder gelb, sondern farblos. Farbe entsteht erst durch Reflektion von Licht.
Wenn man einmal die tiefere Wahrheit des Farbphänomens verstanden hat, dann begreift man auch, dass das Phänomen des Geistes gleichnishaft ist. Es im Objekt selbst zu suchen, wäre genauso naiv, wie im Objekt nach der Farbe zu suchen. Was die Farbe betrifft, so wird man lediglich Oberflächenbeschaffenheiten finden, die ein bestimmtes Lichtspektrum reflektieren. Und was den Geist betrifft, so wird man neuronale Verknüpfungen finden, ein Geflecht aus so und so vielen Milliarden Neuronen, die in der Summe Bewusstsein erzeugen. Doch das Bewusstsein selber ist nicht immanenter Bestandteil des Gehirns. Das Gehirn ist lediglich das Gefäß, das dem Geist eine Wohnung bietet, in der er zuhause ist.

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