Donnerstag, 21. Juni 2012

Der Polarfuchs und die übergeordneten Interessen

Sehe einen Naturfilm über Island. Die erstklassigen Aufnahmen faszinieren. Sie zeigen zum ersten Mal das Liebesspiel von Polarfüchsen und das harte Leben auf der Insel inmitten einer paradiesischen Landschaft. Als das Fuchsmännchen abhaut, muss die Mutter die sechs Kinder allein aufziehen. Das nutzt ein anderer Fuchsrüde aus und tötet, während die Mutter auf Futtersuche ist, alle Kinder. Eine andere Fuchsfamilie hat mehr Glück. Bei ihr wachsen prächtige Fuchskinder heran, wobei eines gefilmt wird, wie es die erste eigne Beute macht: eine total entkräftete Ente, die nicht genügend Nahrung gefunden hat und sich mit letzter Kraft dahinschleppt, bis sie mit zwei kräftigen Bissen getötet wird.
Mord und Totschlag sind in der freien Wildbahn so normal wie das Atmen. Das Universum kennt kein Erbarmen. Selbst 70 Millionen Chinesen, die der Kulturrevolution zum Opfer fielen, sind ihm egal. Kissinger flog 1968 mit Nixon nach China und war fasziniert vom Tatendrang Maos. Er fand es spannend, diesen legendären Mann zu treffen -  spannend vom politischem Standpunkt her. Es gibt immer höhere Interessen. Über den Interessen des Einzelnen stehen politische Interessen, darüber die wirtschaftlichen, die ja Profitinteressen sind. Über diesen Interessen stehen wieder andere, sicherlich Gattungsinteressen oder Bewusstseinsbildungsinteressen und so weiter und so fort. Wir haben keine Ahnung, in was für einer Mühle wir stecken, aber eines ist sicher: um den Einzelnen geht es dabei nicht - wird es nie gehen.
Diese Sichtweise, die zwar radikal und schonungslos ist - und unbequem wie jede Wahrheit - gibt im Nachhinein der Denke Hitlers recht, der ja auch immer das große Ganze im Blick hatte und nicht das Private und Persönliche. Sein Pathos kommt nicht von ungefähr. Im Grunde verbirgt sich dahinter das Grundprinzip des Universums. Getreu dem Motto Wie im Himmel so auf Erden. So gesehen trifft Hitler keine Schuld. Er ist nur Glied einer Kette, so wie auch wir Glied einer Kette sind. Die gesamte Historie, sozusagen der Lauf der Dinge, ist ein Prozess, der losgelöst ist von den Einzelwesen. Hätte es Hitler nicht gegeben, hätte ein anderer an seiner Stelle gehandelt und so weiter und so fort. Das alles lässt sich unterm Strich zusammenfassen mit dem Sprichwort Wo gehobelt wird, fallen Späne. Warum und zu welchem Zweck gehobelt wird, wissen wir nicht. Sicher, wir können Vermutungen darüber anstellen, aber definitiv wissen werden wir es nie. Auch Aliens nicht. Nur eines ist klar wie das Amen in der Kirche: Das Leid aller Kreaturen fällt unter die Rubrik Späne. Mit Abstand betrachtet ist das weder schlecht noch schlimm. Warum? Weil das menschliche Begriffe sind. Das Universum hat übergeordnete Interessen. Wem das zu zynisch ist, der beschwere sich bei Brecht. Der hat damit angefangen. Aber Recht hat er.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Liebesbriefe für einen Massenmörder

Lese auf web.de, dass der Massenmörder von Oslo, Anders Behring Breivik, massenhaft Liebesbriefe bekommt. Sie erreichen ihn aus ganz Skandinavien, aber auch aus Deutschland. Vom Geflüster der gerade 16-Jährigen bis zum Heiratsantrag sei alles dabei. Dabei überwiege im Vergleich zu den Schmähbriefen die Zahl der Befürworterschreiben und Liebesgeständnisse haushoch.
Interessant ist, dass dieses Phänomen keinesfalls neu ist. Unter Gefängnispsychologen und Psychiatern ist es längst ein alter Hut. Gerade wegen der begangenen Grausamkeiten, ihrer Dominanz und Unerbittlichkeit stehen Mörder und Vergewaltiger bei Frauen hoch im Kurs. Und wenn wir mal ehrlich sind: Das war schon immer so. Zum Beispiel im Mittelalter. Da war ein richtiger Mann ein Ritter, der auf dem Gefechtsfeld mit Schwert und Lanze umzugehen verstand, was eine fast poetische Umschreibung dafür ist, dass er in der Lage sein musste, Hunderte oder Aberhunderte niederzumetzeln. Und auch Napoleon wurde nicht für seine Friedfertigkeit geliebt, sondern für seinen Heldenmut. Weswegen heute noch begeisterte Anhänger seine Schlachten nachstellen. Von den Hunderttausenden von Toten redet keiner. Ebenso wurde Mao verehrt, wobei es niemanden interessierte, dass seiner Kulturrevolution 40 Millionen Landsleute zum Opfer fielen. Oder waren es 70 Millionen? Er hatte immer einen Harem mit genügend Frauen, die sich bereitwillig aus dem Volk meldeten, um ihm dienen zu dürfen.
Das deckt sich mit einer aktuellen Studie über die Attraktivität von Männern gegenüber Frauen, bei der herauskam, dass Männer, die aggressiv, cholerisch und raubeinig sind, eindeutig die Nase vorn haben im Vergleich zu netten Männern ...