Montag, 1. Juni 2015

Zum FIFA-Skandal 2015

Im Grunde offenbart der neuerliche FIFA-Skandal nur das, was eh schon seit Jahrzehnten klar war. So, wie lange vor Snowden klar war, dass wir abgehört und ausspioniert werden. Und so, wie wir uns unsere Smartphones nicht wegnehmen lassen, lassen wir uns auch den Fußball nicht wegnehmen. Lieber tanzen wir weiter nach der Pfeife derer, die uns unser modernes Leben mit so schönen Dingen wie Internet und Fußball versüßen, und gehen zur Tagesordnung über. Vielleicht in der Hoffnung, dass durch die Ermittlungen gegen namhafte FIFA-Funktionäre doch irgendwann eine Reform der FIFA in Gang kommt – aus sich selbst heraus. So, wie wir weiter hoffen dürfen, dass die NSA reformiert wird und dass von Washington und Brüssel aus eine Reform des weltweiten Finanzmarkts stattfindet. Doch sowohl das eine als auch das andere wird nicht stattfinden, wenn wir uns keine politischen Regelungsmechanismen auferlegen. Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass dies gelingt, zeigt die Wiederwahl Sepp Platters. Noch nie war Lobbyismus so weit verbreitet und erfolgreich wie heute, weil er inzwischen globale Dimensionen angenommen hat. Unter den verhafteten Sportfunktionären sind Weiße, Schwarze und Gelbe und die menschlichen Charaktereigenschaften haben sich seit Jahrtausenden nicht geändert, erst recht nicht bei denen, die an den Hebeln der Macht sitzen. Es sind immer die gleichen Typen. Soll das FBI doch gleich gegen alle ermitteln. Gegen die Lobbyisten in Washington, Peking und Brüssel, gegen die globalen Spielkasinobetreiber, gegen die Ratingagenturen und Steueroasen ... Die Liste hätte kein Ende.
Doch würden wir ernsthaft auf die Fußball-WM in Russland verzichten, auf unsere Smartphones oder gar das Internet? Wohl kaum. Und solange es nicht Menschen gibt, die den Schneid haben, zu sagen, da machen wir nicht mit, wird alles beim Alten bleiben. Dann werden im Namen des Weltfußballs Verträge formuliert, mit denen gegebenenfalls die Arbeitnehmerrechte außer Kraft gesetzt werden und durch die tausende Arbeiter in Katar beim Bau der Sportstätten vor die Hunde gehen. Wen interessiert das wirklich? Der massen-kapitalistische Hund, der seinen eigenen Schwanz jagt, kennt keine Moral. Nur eines ist schon jetzt klar wie das Amen in der Kirche: Wir werden – sofern wir da noch leben – das Spiel der deutschen Mannschaft in Russland und Katar bejubeln. Und wer weiß, vielleicht wird Deutschland 2022 ja wieder Weltmeister.