Sonntag, 4. Januar 2015

Zu PEGIDA & Co.


Wenn ich zu den Mächtigen dieser Welt gehören würde und mit am runden Tisch säße von NSA, Hochfinanz- und Lobbyistenverbänden, dann käme ich in Anbetracht von Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) und Anti-Pegida vor Lachen nicht mehr in den Schlaf. Ich würde mich köstlich darüber amüsieren, wie leicht es ist, Menschen zu manipulieren, sie vom eigentlichen Geschehen abzulenken und ihnen Sündenböcke einzureden, ganz gleich, ob das nun die Juden waren, die Griechen oder – wie im Falle des Abschneidens der Brasilianer bei der Fußball-WM 2014 – Fred, der in Anbetracht des kollektiven Versagens der eigenen Mannschaft zum Sündenbock gestempelt und konsequent ausgepfiffen wurde – auch noch beim Stand von 0:6! Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Da gehen Menschen gegen die Schwächsten der Gesellschaft auf die Straße. Gegen die, die nie etwas anderes besaßen als ihren Hass auf die Amerikaner und den Westen (wir fragen nicht, warum das so ist, sondern wollen nur dieses Symptom bekämpfen). Die Pegida-Leute gehen nicht gegen Lobbyisten- und Bankenmacht auf die Straße. Nicht, um gegen die ständig zunehmende Schere zwischen Arm und Reich zu protestieren (was den Zusammenhalt unserer Gesellschaften zerstört), nicht, um sich für eine gerechtere und verantwortungsvollere Verteilung des Wohlstands unserer Nationen einzusetzen und dafür, dass natürliche Ressourcen nicht weiter hemmungslos ausgebeutet werden. Nein, sie gehen gegen die Ärmsten dieser Welt auf die Straße, weil sie Angst haben, sie könnten ihnen ihren Reichtum nehmen. Wenn ich zu den Superreichen dieser Welt gehören würde, dann würde ich jeden Tag zu irgendeiner Pegida-Demonstration aufrufen, so wie jeden Tag irgendwo auf der Welt ein McDonald’s-Restaurant eröffnet wird.

Nachtrag vom 18. März 2017:

Angeregt durch zwei Jahre Realpolitik, die seit Erscheinen meines Pegida-Artikels ins Land gegangen sind, und durch ein Ereignis, das mir sehr zu denken gegeben hat, nämlich der plötzliche Tod des Publizisten Udo Ulfkotte, der ja ein ausgesprochener Islam-Kenner war, muss ich meine Gedanken vom 04. Januar 2015 relativieren.
Ich habe seinerzeit den Einfluss der Muslimbruderschaft unterschätzt und hielt das Phänomen des radikalen Islamismus in Europa für nicht real. Das sehe ich inzwischen anders. Denn wenn man versucht, alles, was in Europa geschieht, im Zusammenhang zu betrachten, fällt auf, dass alle Ereignisse der letzten Jahre (Flüchtlingskrise, Brexit, Islamisierung) nur einem Zweck dienten, nämlich Europa zu schwächen und zu destabilisieren. Wer könnte daran ein Interesse haben? Der böse Putin? Vielleicht. Aber er verfügt nicht über die größten und teuersten Geheimdienste der Welt ... Von daher kann der erste Teil meines Pegida-Artikels ruhig bestehen bleiben. Die Mächtigen dieser Welt amüsieren sich köstlich ... Weil sie wissen, dass wir nicht herausfinden können, dass die Drohne, die eine Gruppe Journalisten in Afghanistan niederstreckt, von Rammstein aus gesteuert war. Dass ISIS-Kämpfer oder radikale Moslems gedeckt wurden, indem man sie gewähren ließ, weil man damit höhere Ziele verfolgte. Weil diejenigen, die das für Verschwörungstheorien halten, sich sogar noch darüber lustig machen, wenn einer wie Ulfkotte vorzeitig abtreten musste ...

P.S.: Letzteres erinnert stark an Platons Höhlengleichnis, das genau dieses menschliche Erkenntnis-Dilemma aufs Korn nimmt. Der erste Teil bezieht sich auf das Nicht-Erkennen-Können, der zweite Teil auf das Nicht-Erkennen-Wollen. Denn als derjenige, der aus der Höhle ausgebrochen ist (in der die anderen angekettet sind und immer nur die Schatten an der Wand sehen), zurückkehrt, um ihnen die Wahrheit zu erzählen, ist das so erschreckend, dass sie ihn erschlagen.